Frau Bundeskanzlerin – Fragestunde im Bundestag

23. Juni 2021 Fragestunde Frau Bundeskanzlerin Angela Merkel zu verschiedenen Themen, hier zum PCR-Test.

Frau Bundestags-Präsidentin Petra Pau:
Der Abgeordnete Sebastian Münzenmaier hat das Wort:

Frau Bundeskanzlerin, laut einer aktuellen Studie der Universität Duisburg und Essen mit über 160.000 Teilnehmern, sind die momentan durchgeführten PCR-Tests, die ja die Grundlage für den Inzidenzwert bilden, nicht aussagekräftig über die Ansteckungsgefahr eines Getesteten, und laut dem Autor der Studie, Herrn Prof. Dr. Stang, waren im Vergleichszeitraum der Studie über 60 % der positiv getesteten nicht mehr ansteckend, da der CT-Wert über 25 und die Viruslast dementsprechend zu gering für eine Ansteckung war. Und da die positiven PCR-Tests, ich habe es eben ja gesagt, momentan die Grundlage für den Inzidenzwert sind, und dieser Inzidenzwert ist dieser Regierung nachher die Voraussetzung für massive Einschränkungen von Grund- und Freiheitsrechten. Und deswegen, Herr Prof. Dr. Andreas Stang äußerte sich dazu wie folgt, ich zitiere mit Erlaubnis der Präsidentin: Die am Ende errechnete Zahl von SARS-CoV-2 Getesteten sollte daher nicht als Grundlage für Pandemiebekämpfungs-Maßnahmen wie Quarantäne, Isolation oder Lockdown benutzt werden, Zitat Ende. Vor diesem Hintergrund frage ich Sie, stimmen Sie dieser Aussage zu, und wenn nein, warum nicht.

Frau Bundeskanzlerin Merkel:

Nein, ich stimme dieser Aussage so nicht zu, ich glaube auch, dass auch gute wissenschaftliche Antworten, die ich hier nicht wiedergeben kann, z. B. von Prof. Drosten in seinem letzten Podcast gegeben wurden. Ich will nur ganz allgemein sagen, schauen Sie sich, wenn Sie sich den PCR-Wert eines Erkrankten anschauen, dann baut der sich auf, und dann baut er sich nach einem Höhepunkt wieder ab, und das heißt, man hat in Verlaufe der Krankheit, wenn man jeden Tag einen PCR-Test machen würde, immer eine bestimmte Verlaufskurve, und da sind Teile davon unterhabt von 25 und Teile sind über 25, mal ist man mehr ansteckend, kommt man in den ansteckenden Bereich, dann ist man wieder gar nicht ansteckend. Und die einzige Frage ist, haben wir, und hatten ja nur eine endliche Zahl von PCR-Tests zur Verfügung. Vielleicht manchen Menschen drei oder vier Tage zulange Quarantäne angesagt. Aber sie können aber mit einem PCR-Test, bei den Sie 100 % rauskriegen ob jemand die Krankheit hat, nicht sagen, ist der auf dem aufsteigenden Ast des PCR-wertes, den absteigenden Ast des PCR-Wertes, also weil das gerade andersrum geht, ist nicht meine Handbewegung (Sie fuchtelt mit den Händen im Kreis herum) müssen Sie sich andersrum denken, aber ist ja genau, auf welchem Stadium der Infektion ist er. Und deshalb glaube ich, dass wir im großen Ganzen, im Blick auf die Verfügbarkeit von PCR-Tests, verantwortlich gehandelt haben, und man, wenn man unendlich viele solcher Tests hat, könnte man die Quarantäne hinten und vorne noch ein bisschen abscheiden, aber das wäre nicht verantwortlich, da man für das Individuum aber gar nicht weiß, wie sich die PCR-Konzentration dann verändert. Das kann bei einem schnell gehen, bei anderen langsam gehen. Sie können ja nicht stündlich testen und fragen, ist er nun über 25 oder unter 25 und darf ich ihn auf die Straße lassen, so.
Und deshalb ist das nach bestem Wissen und Gewissen gut gemacht.

Frau Präsidentin Petra Pau: Sie haben das Wort zur Nachfrage.

Der Abgeordnete Sebastian Münzenmaier:

Vielen herzlichen Dank! Ja, Sie haben jetzt wieder nur auf den PCR-Test, bezüglich auf die Inzidenz bei einigen, bei einigen….
Frau Merkel fällt ins Wort: … ich hab, ich hab auf den CT-Wert Stellung genommen ….
Präsidentin:… Frau Bundeskanzlerin ..Entschuldigung …
Frau Merkel: … Entschuldigung … (hält die Hand vor den Mund)   ja selbstverständlich
Präsidentin: … zuerst stellt der Abgeordnete noch seine Nachfrage, dann kommt … (weiteres geht unter)

Der Abgeordnete Sebastian Münzenmaier:

Frau Bundeskanzlerin … danke fürs Wort … also es ist ja so, … Sie haben ja in einigen lhrer Maßnahmen, wie auch in der Bundesnotbremse, da haben Sie komplett auf die Inzidenz abgestellt. Da gibt es keine weiteren Maßnahmen wie z. B. die Belegung der lntensivbetten, die haben Sie eben angesprochen, auch da gibt es Manipulationsvorwürfe, der Bundesrechnungshof hat gesagt, da war wohl nicht alles ganz korrekt. Da haben wir den Fall der PCR-Tests. Eine namhafte Studie, es ist ja nicht so, dass ich die erfunden hab, eine namhafte Studie sagt, na ja, da gibt es einiges an Unklarheiten. Das bedeutet, lhre Maßnahmen, die sie bisher getroffen haben, die stehen alle auf sehr wackligen Füßen. Und deshalb, vor diesem Hintergrund, möchte ich Sie noch mal fragen, wie geht das in Zukunft weiter. Jetzt wurde ja schon von der Delta-Variante geredet. Auch dazu gibt es Aussagen dazu, dass die zwar ansteckend, aber nicht gefährlicher im Sinne von schweren Verläufen sei. Wie stellen Sie sich vor, wann kann den Maßnahmen wirklich aufheben, oder müssen wir damit rechnen, dass wir Ende des Jahres wieder in Lockdown gehen müssen, dass wir damit rechnen müssen, dass eine Epsilon-Variante auftaucht usw.

Frau Bundeskanzlerin Merkel:

Also, dass verschiedene Varianten auftauchen können, damit müssen wir rechnen, solange nicht die ganze Menschheit geimpft ist.

Und jetzt will ich mal versuchen zu ordnen was Sie, was Sie hier gesagt haben. Ein PCR-Test ist positiv, dann hat der Mensch SARS-CoV-19.

2. Mit einem PCR-Test ist ein CT-Wert verbunden, irgendeine Konzentration in Abhängigkeit von der Zeit. Und dies kann über oder unter 25 sein, ist er über 25, ist der Mensch ansteckend. Sie wissen aber nicht in welchem Moment, gleichen Moment des Krankheitsverlaufs, die diese Messung machen, also hat er morgen einen höheren CT-Wert oder einen niedrigeren CT-Wert, und davon hängt ab, ob er morgen noch ansteckend ist oder nicht. Das heißt also, sie, im Grundsatz ist der PCR-Test immer ein hervorragender Indikator für die Frage, ob jemand krank ist, und wenn ich mir den Zeitverlauf von CT angucke, kann ich auch sagen, wann ist er nun mit großer Wahrscheinlichkeit ansteckend, wann nicht.

Jetzt fragen Sie nach der Inzidenz, das ist ja was ganz anderes. Die Inzidenz ist die Zahl der Menschen, die einen Positiven PCR-Test hatten, pro 100.000 Einwohner in 7 tagen. Und diese Inzidenz, da haben wir eine Evidenz gehabt, dass bei den bisherigen Varianten… (an die Präsidentin gewandt: das hole ich bei der nächsten Frage rein) …bei den bisherigen Varianten, die Krankenhaushäufigkeit so und so viel hoch ist, und die schweren Erkrankungs-Verläufe so und so viel hoch, Long-COVID vielleicht so und so viel hoch sind. Durch das impfen wird sich das ändern. Das heißt, das was wir im letzten Winter hatten, dass die Inzidenz in dieser oder jenen Weise mit der Zahl der belegten lntensivbetten verbunden ist, das wird nicht mehr eins zu eins so gelten.

Wie das geht, wie die einzelnen Impfstoffe auf schwere Verläufe wirken, auf die Ansteckbarkeit anderer Menschen, selbst wenn ich nicht selber, nicht schwer erkranke, das hängt von der lmpfquote ab, wieviel Menschen lassen sich impfen, je mehr sich impfen lassen, umso leichter haben wirs, aber es wird sich durch das impfen verändern. Und deshalb kann ich lhnen für den Herbst diesen Jahres noch keine Aussage machen.

Bemerkung: Ich habe diesen Wortlaut aus dem Video der Befragung mitgeschreiben, nach bestem Wissen und Gewissen.
Das Video können Sie sich gerne unter diesem Link ansehen: Befragung der Bundeskanzlerin Angela Merkel