An dem Tag, als die Flut weg war

My Fathers Den – Roman Maurice Gee

Als das Meer verschwand

An einem Tag, in einer Stadt am Ende der Welt kam die Ebbe, aber die Flut kam nicht. Das Meer war einfach ohne jede Vorwarnung verschwunden. Zu Anfang waren die Menschen nur ein wenig verwirrt, sie machten einfach weiter mit ihrem Tratsch und Streit über immer dieselben Dinge. Aber bald macht sich in der Stadt ein Schweigen breit. Vor den Augen der Menschen entstand eine Wüste von unglaublichen Ausmaßen.

Hoffnung, ihr Kopf ist ein Friedhof, ihr Herz eine Insel. Wir beide sind keine Freunde, aber ich kenne sie schon mein ganzes Leben lang. Sie sitzt in meinem Bauch, hohl und weit weg, aber ihre geflüsterten Worte, die mich ermutigen sollen, können mich nicht trösten. Ich durchschaue ihre Tricks, ihre falschen Versprechungen. Geh weg, sag ich zu ihr, heute habe ich zu tun, ich habe viel zu erledigen. Doch diese Bekannte weiß nie wann es Zeit ist zu gehen. Die Frage ist nicht wieso sie mich als Freundin auserwählt hat, die Frage ist eher wieso ich ihr erlaube zu bleiben.

Es vergingen Wochen und noch immer gab es kein Zeichen vom Meer. Die Menschen begannen sich Sorgen zu machen. Dann wurde beschlossen eine kleine Gruppe loszuschicken, in der Hoffnung das Meer zurückzubringen. Als die Tage vergingen machten sich immer mehr Menschen auf die Suche. Die Menschen suchten überall, aber der Ozean war spurlos verschwunden.

Das ruhige Land, das früher so reich gewesen war, war hart und erbarmungslos geworden. Dann tauchte am Horizont eine Silhouette auf. Die Menschen glaubten durch die flirrende Luft brechende Wellen heranwandern zu sehen. Eine Woge der Vorfreude ging durch die Stadt, als man ungeduldig beobachtete, wie der Ozean zurückkehrte. Doch als das Wasser sich näherte, veränderte und verschob sich sein Aussehen.

Was ausgesehen hat wie eine Welle die sich brach, es waren in Wahrheit wilde Pferde. Wohin sie auch blickten, sie sahen Pferde die näher und näher kamen. Aus ihrer Vorfreude wurde Furcht, aus ihrer Furcht wurde Panik. Nichts schien diesen Vormarsch aufhalten zu können, der ebenso wie das Verschwinden des Ozeans ohne Vorwarnung kam. Aber nicht einen Moment lang hörten die Menschen auf sich die Frage zu stellen, warum der Ozean überhaupt verschwunden war.

Die Menschen hatten nur die eine Wahl, sie mussten darauf vertrauen, dass die Pferde sie zum Ozean zurückführen würden. Ohne Zügel, ohne Sattel, ritten sie auf den Pferden über das verödete Land. Der Ozean jedoch war für immer verschwunden, und die Menschen beieinander und doch allein, mussten sich einander und ihrem Verlust stellen. Sie schufen sich ein Zuhause in ihrer neuen Umgebung, einer Umgebung, die sich für immer verändert hatte.

Sie lernten an dem Ort zu leben, den der Ozean zurückgelassen hatte, obwohl er in ihren Träumen fortbestand.