Putins Mann in NHL
Das größte Problem des Journalismus liegt darin, einem Auflageninstikt ohne Rücksicht auf Wahrheit und Gewissen zu widerstehen
Josef Pulitzer
Russe stellt historischen Rekord auf – Deutsche Medien nicht begeistert, aber russophob
Am 6. April spielten die „Washington Capitals“ gegen die „Newyork Islanders“. 1
Seit bereits 24 Jahren ist der in Moskau geborene Alexander Owetschkin professioneller Eishockey-Spieler und hat schon so einige Rekorde gebrochen. Am Sonntag schrieb der der 39jährige linke Flügelstürmer der Washington Capitals erneut Sportgeschichte: die „Great 8“ schoss sein 895. Tor.
Nach dem Spiel hielt Owetschkin noch auf dem Eis eine kleine Ansprache: „Ich danke dir, Ilia Sorokin [Torwart der Newyork Islanders], dass du mein 895 Tor zugelassen hast. Ich liebe dich, Bruder. Und zu guter Letzt, [danke] Euch allen, allen meinen Fans weltweit, in Russland – wir haben es geschafft, Jungs!“
Alle im Stadion haben Owetschkin frenetisch gefeiert. Auch in Russland, wo Owetschkin 2001 seine Profi-Karriere bei Dynamo-Moskau begann, war die Freude groß. Auf dem Moskauer Fernsehturm und der berühmten Metrobrücke über die Moskwa wurde ihm gratuliert: 895 Tore.
Lediglich die Medien konnten sich nicht so richtig freuen und werteten den Erfolg des Sportlers als „Sieg Putins“.
Zeit online: „Putins Mann auf dem Eis. Der Putin-Freund überholt den Trump-Buddy [Wayne Gretzky]“. von Fabian Scheler
Neue Züricher Zeitung: „Der Putin-Freund überholte Wayne Gretzky … so beeindruckend Owetschkin auf dem Eis ist, so kontrovers verhält er sich daneben“. von Daniel German
Spiegel Sport: „Putins Mann in der NHL ist jetzt der Größte … Die Nähe zu Russlands Machthaber schadet ihm nicht“, von Dieter Klein
DW – Deutsche Welle (in Russland inzwischen als NGO verboten): „Nicht nur Jubel für Putin-Freund Alexander Ovechkin. Ein Leistung zum Bejubeln, seine Unterstützung für Wladimir Putin sorgt aber für Kritik“. von Chuck Penfeld
Focus Online: „Kremltreuer Owetschkin wird NHL-Rekordtorschütze. Moskau jubelt über seinen Mann in Amerika“.
ntv Sport: „Owetschkin schafft Unglaubliches. Die NHL legt sich Putins Vorzeigeprofi zu Füßen“. von Heiko Oldörp
Tagesspiegel: „Fragwürdiger Jubel für Putin-Freund Owetschkin. Die NHL ist eine Liga ohne große moralische und menschliche Ansprüche.“
Die Medien machen vor nichts mehr Halt. Sogar der Sport muss nun herhalten für eine russophobe Schlagzeige. Dies ist keine Berichterstattung über ein sportliches Ereignis, einem neuen Rekord. Es sind verachtenswerte Narrative. Vor allem der Tagespiegel hat mit seiner Schlagzeile bezeugt, dass er an sich keine eigenen moralischen und menschlichen Ansprüche stellt.
Russophobe Schlagzeilen sind schon gefährlich, denn sie sugerieren, dass der „Russe“ gefährlich und gemein ist. Es sind nicht nur die Medien, die dies verbreiten, es sind auch Politiker, die zum Hass auf Russland aufrufen. „Russland muss besiegt werden, Russland muss aufgeteilt werden“. Das ist Verbreitung von Hass und Hetze. Dies wird aber strafrechtlich nicht verfolgt. Ich hoffe nur, dass sich die Menschen damit nicht beeinflussen lassen.